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User-Centered Design: Nutzerorientierte Softwareentwicklung

Im immer größeren Dschungel digitaler Produkte zeigt sich eine Software als besonders erfolgreich, wenn sie schnell von der Anwender:in verstanden und nutzerfreundlich zu bedienen ist. User-Centered Design unterstützt Softwaredesigner dabei, die Benutzerbedürfnisse im Designprozess zu berücksichtigen.

Was ist User-Centered Design?

Anwender:innen können und wollen nicht mehr langwierige Trainings besuchen, um eine Software benutzen zu können. Mobile Apps haben Anwender:innen auf maximal intuitive Bedienkonzepte getrimmt, so dass eine eingängige Benutzeroberfläche vom Begeisterungs- zum Basisfaktor wurde. Damit bereits in der Softwarekonzeption die Nutzerwünsche berücksichtigt werden und Software im Einsatz hohe Akzeptanz beim Anwender:in hervorruft, hat sich das Konzept des User-Centered Designs etabliert.

Das Konzept des User-Centered Design umfasst alle Aktivitäten der Produktentwicklung und stellt dabei zu jeder Zeit den:die Anwender:in und seine:ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt. Der Prozess sichert die Gestaltung eines Produktes entlang der Benutzeranforderungen ab. So wird die User Experience von Beginn an als integraler Bestandteil des Ergebnisses nicht nur eingeplant, sondern zum zentralen Aspekt.

Die Herausforderungen traditioneller Softwareentwicklungen

Fragt man im Entwicklungsprojekt nach der Einbindung von Anwender:innen in den Gestaltungsprozess, wird deren tatsächliche Einbindung oft überschätzt. Zu häufig gerät in der Diversität der täglichen Aufgaben der Nutzer:innen in den Hintergrund. Die Entwicklung wird stattdessen von straffen Zeitplänen, strategischen Überlegungen und vermeintlich optimiertem Ressourceneinsatz -maximale Funktionalität in möglichst kurzer Zeit unter Vermeidung von weiterem Ressourceneinsatz – gesteuert. Dann entsteht ein Prototyp, der eine gewissen Funktionalität, aber wenig bis keine echten Begeisterungsfaktoren besitzt. Derlei Systeme finden sich in jedem Unternehmen und kein:e Anwender:in ist froh, dass sie da sind.

Was ist anders am User-Centered Design?

Das User-Centered Design Konzept stellt Schritte, Prozesse und Empfehlungen bereit, mit denen auch im komplexen Projektalltag die Erfüllung der Anwenderbedürfnisse im Fokus bleibt. Vor Beginn der eigentlichen Softwareentwicklung erfolgt zunächst eine grundlegende Analyse der Anwender:innen und ihrer Bedürfnisse. In einem iterativen Prozess aus Prototypen und Validierungsrunden mit dem künftigen Nutzer:innen wird das finale Konzept erarbeitet. Im Ergebnis entsteht ein digitales Produkt, das bereits ein hohes Maß an Nutzerakzeptanz genießt.

User-Centered Design ist Bestandteil der ISO-Norm 9241-210
Die Idee des User-Centered Design findet sich auch in der ISO-Norm 9241-210:2019 (Prozess zur Gestaltung gebrauchstauglicher interaktiver Systeme) wieder. Ziel ist die Erstellung von attraktiven Benutzeroberflächen, die von der Anwender:in zum Großteil durch Erfahrungswissen bedient werden können.

Grundlegende Konzepte der Iso-Norm des User-Centered Designs:

  • Nutzerverständnis: Nutzer:innen wirklich verstehen und ihre Bedürfnisse analysieren.
  • Nutzereinbindung: Anwender:innen müssen in den Designprozess eingebunden werden
  • Nutzerfeedback: Das Design wird frühzeitig von der Benutzer:in getestet, Feedback aufgenommen und eingearbeitet
  • Iteratives Vorgehen: Die Designphasen werden immer wieder aufs neue durchlaufen. Feedback wird kontinuierlich berücksichtigt und zur erneuten Validierung vorgelegt.
  • Ganzheitlichkeit: Keine Insellösungen sondern Integration in ein Gesamtkonzept
  • Interdisziplinäres Arbeiten: Einbindung von Expert:innen aus unterschiedlichen Wissens- und Erfahrungsgebieten

User-Centered Design Prozess

Das Prozessvorgehen im User-Centered Design ist iterativ. Nachgelagerte Ergebnisse werden immer wieder auf ihre Wirksamkeit hinsichtlich der Erfüllung von Nutzerbedürfnissen und funktionalen Anforderungen validiert. Der Prozess selbst ist nicht standardisiert. Ventum verfolgt einen Ansatz, der insbesondere die Ziel- und Anforderungsdefinition sowie die Lösungsfindung iterativ gestaltet. So entsteht im projekthaften Vorgehen (ob Wasserfall oder Agil) ein hohes Maß an Planungssicherheit für das Projekt unter Berücksichtigung von Änderungsanforderungen.

Wie entwickelt es sich dann zu einem Protoype weiter?

Ein Prototype ist logischerweise die dritte Entwicklungsstufe. Man kann ihn als voll funktionsfähigen, interaktiven Mockup mit hochdetailliertem User Interface bezeichnen. Es handelt sich nach wie vor um einen Entwurf, verhält sich aber bereits wie ein vorläufig fertiges Produkt. Aufrund ihrer starken, realistischen Darstellung des voraussichtlichen Endprodukts lassen sich Prototypen verwenden um, unter Einsparung von Geld und Zeit, einfache Tests hinsichtlich Usability und dem Finden von potentiellen Fehlern durchzuführen. Ein Prototype ist die letzte Entwicklungsstufe, bevor es an die Übergabe in die Produktentwicklung geht.

1. Ist Analyse / Ideenfindung

Je nachdem, ob eine bestehende Lösung neu gedacht (Brownfield) oder ganz neu entstehen soll (Greenfield), startet das Projekt stets mit einer Analysephase. Aktuelle Prozesse, Ist-Architekturen und Datenmodelle werden analysiert und dokumentiert. Die Nutzer:innen werden identifiziert und Anwendergruppen (Personas) abgeleitet. Bestehende Herausforderungen und Rahmenbedingungen werden identifiziert. Die Entwicklung einer gemeinsamen Produktvision bietet Orientierung für die folgenden Projektschritte.

2. Ziel- & Anforderungsdefinition (iterativ)

Nach der Ableitung von Zielen aus der Vision werden die Anforderungen durch Erhebungsformate aufgenommen. Die Auswahl des Erhebungsformats ist dabei auf den Projektkontext anzupassen. Es entsteht ein Set aus Anforderungen. Diese werden durch User Journeys und Nutzungsszenarien in Zusammenhang gebracht. Erste Artefakte der Spezifikation entstehen.

3. Lösungsfindung & Alternativenbetrachtung (Iterativ)

Im Rahmen der Lösungsfindung werden nun Lösungen für die Anforderungen gesucht. Hier beginnt der eigentliche Designprozess. Gibt es bereits fertige Lösungen am Markt oder muss eine eigene Lösung entstehen? Wie sehen die User Journeys der Zukunft aus und welche technischen Rahmenbedingungen sind bei der Lösungsarchitektur zu beachten. Erste Prototypen machen das Zielbild erlebbar, die durch ein iteratives Vorgehen immer konkreter und erlebbarer für die Nutzer:innen werden.

4. Lösungsauswahl

Anhand der vorliegenden Informationen wird nun ein Lösungsweg ausgewählt, mit dem die die Produktvision erfüllt werden kann.

5. Lösungsspezifikation

Die Lösung wird spezifiziert. Dabei wird iterativ immer wieder Feedback von potentiellen Nutzer:innen eingeholt. Dies geschieht im User Centered Design Prozess durch ausgiebige User Tests, Usability Testing und Analysen. So wird sichergestellt, dass der Anwender:in mit der vorgesehenen User Journey auch seine Use Cases abdecken kann.

6. Umsetzung

Die Umsetzung der Spezifikation erfolgt je nach Vorgehensmodell bereits parallel zu der Anforderungsaufnahme. In der Frühen Phase des Projektes werden oft „Proof of Concepts“ durchgeführt, um Teilaspekte der Lösung schnell zu validieren, ohne eine Komplettspezifikation vorzunehmen. Abhängig vom Grad der Komplexität und Unsicherheiten in der Spezifikation erfolgt die Umsetzung eher als agiles Vorgehensmodell oder als Wasser- bzw. V-Modell.

Gibt es einen Blueprint für die Methoden im User-Centered Design Prozess?

Die Methoden, mit denen die Ergebnisse der verschiedenen Prozessschritte im User-Centered Design erarbeitet werden, folgen keinem starren Konstrukt. Je nach Anwenderlandschaft, Produktvision und den unternehmerischen Rahmenbedingungen kommen die passenden Erhebungs- und Designmethoden zum Einsatz.

„User-Centered Design geht nicht nach Schema F, sondern muss auf das Projekt abgestimmt werden.“

– Matthias Müller, Ventum Consulting

Hilfreich sind hier vor allem ein umfangreicher Methodenkoffer und die Erfahrung von Expert:innen – auch aus unterschiedlichen Disziplinen, welche Methoden in der aktuellen Projektsituation einzusetzen sind. Darüber hinaus müssen natürlich auch Aspekte der Wirtschaftlichkeit (Digital Business Modelling) berücksichtigt werden und wie die Lösungsideen technisch umgesetzt werden können. Hierfür setzen wir auf Kreativitätstechniken wie Design Thinking oder Lean UX.

Vorteile, die sich aus dem User-Centered Softwaredesign ergeben

Das User-Centered Design von Software hebt Vorteile, die vor allem in der Nutzerakzeptanz, Anwendbarkeit, Effizienz und Sicherheit des Systems liegen

  • Nutzerakzeptanz: Die konsequente Einbindung von Anwender:innen stellt sicher, dass mit der neuen Software die bestehenden und neuen Anwendungsfälle abgedeckt werden können. Durch die Einbindung der Nutzer:innen entsteht gleichzeitig ein „Wir“-Gefühl. Mögliche Lücken im System werden von Nutzer:innen akzeptiert und es werden gemeinschaftlich Lösungen gefunden.
  • Anwendbarkeit: Die Anwendungsfreundlichkeit wird durch frühzeitige Mockups sichergestellt. Die Benutzer:innen des Systems gestalten ihre Arbeitsumgebung mit. So kann von Beginn an sichergestellt werden, dass Anwender:innen auch ohne umfassendes Schulungskonzept die Software anwenden können.
  • Effizienz: Das System deckt die Anwendungsfälle ab, die der Anwender:in benötigt. Die User Journey wird bewusst kurz und unkompliziert gehalten. So erreicht das System, dass sich dessen Anwender:in möglichst kurz für einen Use Case im System aufhalten und schnellstmöglich das Ziel erreichen. Im Ergebnis verbessert ein benutzerzentriertes System so die Effizienz des Business Prozesses.
  • Sicherheit: Ein System, dass von Anwender:innen mitgestaltet wird, reduziert die Wahrscheinlichkeit von Anwendungsfehlern. Gerade in komplexen Strukturen entstehen oft Sicherheitslücken durch Anwendungsfehler. Eine Software die der Anwender:in versteht, wird seltener falsch bedient.

Sollten Sie User-Centered Design in Ihrem Unternehmen einsetzen?

Unabhängig davon, ob Ihre Software für spezialisierte Fachanwender:innen oder Ihre Kund:innen gestaltet wird, benutzerzentrierte Software schafft Wettbewerbsvorteile. Eine Anwendung, die nach dem User-Centered Design Prozess entwickelt wurde, bringt letztlich finanzielle Vorteile und schafft Motivation. Ventum Consulting hilft Ihnen, Ihr Digitalisierungsvorhaben zu planen und umzusetzen. Wir unterstützen Sie von Beginn an durch direkten Expertenkontakt bei der Projektinitialisierung, Planung und gestalten mit Ihnen die Umsetzung.

Ihr Projekt steht in den Startlöchern? Sprechen Sie uns an.

Sie stehen am Beginn eines Softwareentwicklungsprojektes oder möchten eine bestehende Software in eine moderne Architektur überführen? Ventum Consulting unterstützt Sie bei der Aufnahme der Systemanforderungen und dem System Design. Gerne evaluieren wir Ihren Beratungsbedarf in einem gemeinsamen Gespräch.

Autor

Benedikt Lux

Senior Consultant bei Ventum Consulting

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